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Mystriös: Eine Dachge-
schosswohnung irritiert wie ein Bild von Escher und bietet auch noch beste Aussichten auf eine sagenumwobene Königin aus Stein.
Fotos Wolfgang Werzowa
Text Thomas Bischof
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| Es ist jedes Jahr das Gleiche. Egal, wie viel Schnee gerade auf der Dachterrasse ihrer Wohnung in Innsbruck liegt, stets werden die Bauherren Claudia und Michael von fröhlich balzenden Singvögeln geweckt. Sie klingen exotisch, wie gerade dem Regenwald entfleucht.
Sie machen allerdings keinen Dreck und geben auch wieder Ruhe, sobald man die Snooze-Taste der Wake-up-Lampe von Philips drückt.
Das dimmbare Exemplar lässt im Schlafzimmer des Paares auch an den wolkenverhangensten Tagen die Sonne aufgehen: mit einer 100-Watt-Glühbirne, die Schlafenden auf eine natürliche, aber immer bestimmter werdende Art und Weise klarmacht, dass es nun an der Zeit wäre, aufzustehen.
Der Bauherr pflegt dann einen Stock tiefer, vor einem japanischen Steingarten mit Bambuswald, zu meditieren oder sich auf der Dachterrasse Richtung Berg Isel in seinem Softtub-Whirlpool bei 36,5 Grad warmem Geblubber auf den Tag einzulassen.
„Dabei habe ich Zeit aufzuwachen, das warme Wasser zu spüren, die Berge wahrzunehmen und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. So kann ich mich neu fokussieren“, sagt er. |
Vom Lesestuhl der untersten der drei Ebenen aus kann er über weite Teile des Bergpanoramas blicken. Das ist ein perspektivischer Luxus, denn nicht allzu viele Innsbrucker genießen.
Mit 50 Jahren hat sich Michael gesagt: „Jetzt schaffe ich etwas für den Rest meines Lebens.“ Das war vor drei Jahren. Seit letztem Jahr wachen der Salzburger und seine Münchner Frau in ihrer drei Ebenen umfassenden Traumwohnung auf.
Davor allerdings standen ungelöste Probleme geradezu Schlange. Etwa das des Bauherrn mit dem Setting: „Ich bin ein Salzburger, der sich zwischen den Innsbrucker Bergen eingeengt fühlt“, erklärt er.
Eine andere Schwierigkeit stellte der Dachausbau an sich dar. Denn dabei hat man hauptsächlich Restflächen zur Verfügung, die auch noch schräg sind.
Architekt Daniel Fügenschuh wusste damit umzugehen. Sein Entwurf fügte einfach ein weiteres Stockwerk unterhalb das Dachgeschoss hinzu. Durch eine Erbschaft konnte er auch verwirklicht werden. So riss man in den beiden darunterliegenden Wohnungen alles heraus – bis vom Boden hinauf zum Dachgiebel nur noch neun freie Meter lagen. | |
Doch was anstellen mit dem vielen Platz unter der Dachschräge? Die benötigten Räume sollten jedenfalls „in Holz-Fertigteilbauweise, leicht und durchlässig sein“, wünschte sich der Bauherr. Zusammen mit dem Architekten machte er sich an die Verwirklichung seines Traums. Fügenschuh löste die komplexe Aufgabe mit zwei quer in den Dachraum eingeschobenen Holzboxen auf unterschiedlichen Höhen.
Oben, in der kleineren, wird nun geschlafen und gebadet, einen Stock darunter steht der gewünschte Meditationsraum mit einem Bambuswald, der wie beabsichtigt durch die um einen Stock höhere Dachterrasse wächst. Für diese Anregung sorgte im Übrigen ein Tempelbesuch in Kioto.
Komplette Story: H.O.M.E. Dezember 2008 |
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