Freitag, 29. März 2024
 
   
 


Text

Robert Haidinger

 
Fotos beigestellt 


 




Roberto Lazzeroni selbst bezeichnet seine Arbeit als „Sentimental Design“



Drei verschiedene Stärken der Unterteilungen lassen „Chelsea" aus jedem Blickwinkel etwas anders aussehen

 

 

Schön sein ist nicht alles. Mehr über den Wert eines Möbel verrät die Design-DNA. Diesmal unter der Lupe: "Chelsea" von LEMA

 

 

 

Die Inspiration

Atlanten mit Reisezielen, die man noch nicht besucht hat. Der zerlesene Krimi, der dir schon das dritte Mal die Nächte raubt. Und die Portfolios des Privaten: Fotoalben und Memory-Kompendien der besten Jahre, dazwischen Ordner mit dickem Buchhaltungsspeck. Individuell präsentieren sich unsere Bücherregale. Genau diese Note verbindet Roberto ­Lazzeroni beim Entwurf von „Chelsea“ mit räumlicher Architektur. Das Resultat: Ein Raumtrenner mit innenarchitektonischem Eigenleben.

 

 

Die Umsetzung

Alles eine Frage der Perspektive. Das verrät auch ein Blick auf das Konzept, nach dem „Chelsea“ gestaltet wurde. Denn Lazzeroni hat die prinzipielle Wandlungsfähigkeit, die sein Bücherregal prägt, elegant umgesetzt. Der Trick, den er sich dazu ausgedacht hat: Drei verschiedene Stärken der Unterteilungen lassen dieses Regal aus jedem Blickwinkel ein wenig anders aussehen. So wie ein spannend geplantes Gebäude, das aus jeweils verlagertem Blickwinkel auch seine räumliche Wirkung verändert. Damit variiert der Toskaner Lazzeroni im virtuellen Zeitalter eine Uralt-Tradition seiner Heimat: Nämlich die Renaissance-Erfindung der räumlichen Perspektive. Klar, dass so viel optische Variabilität eine einheitliche Gestaltung voraussetzt.

 

 

Der Designer

Lang, schmal, schräg – nicht nur der schiefe Turm, auch der dünne Roberto Lazzeroni (* 1950) stammt aus Pisa. Später zog es ihn nach Florenz (Architekturstudium) und gleich weiter in Richtung experimentelles Design. Nach ersten Erfolgen mit ebenso femininen wie filigranen Holzmöbeln entwickelte er sich rasch zu einer dominanten Figur des italienischen Designs – bekannt für eine Verbindung von klarer Schlichtheit und persönlicher Handschrift, die ­Lazzeroni als „Sentimental Design“ bezeichnet. Doch die Sentimentalität blickt stets nach vorne: Darauf verweisen nicht nur funktional gestaltete Küchen, sondern auch die intelligente Ästhetik des Regalsys­tems „Chelsea“.

 

 

Die Firma

Die rechteckigen Blöcke, aus denen sich das optische Erscheinungsbild des italie­nischen Labels LEMA zusammensetzt, verraten: Die Variation von wenigen Grund­elementen ist eine diffizile Angelegenheit. Verbindet sich damit doch die Suche nach maximaler Vielfalt bei einheitlichem Äußeren. Der italienische Marktführer in Sachen Stauraum beherrscht diese systematische Kunst wie kaum ein anderer. Mit ihren vielfältigen Innovationen schrieb die 1963 gegründete und in Como beheimatete Firma Designgeschichte: Etwa in Form von Tito Agnolis Systemmöbel „Lo Scaffale“, das 1978 erstmals eine große Anzahl an Finish-Möglichkeiten vorsah. Wenig später wurden industriell hergestellte Stauraummöbel als Zentimeter-Maßarbeit geliefert, das Farbspektrum 1983 auf 36 Farben ausgedehnt. Ein Ende des Experiments ist dabei nicht in Sicht.

 

 

 


 

 



Name: „Chelsea“

Hersteller: LEMA

Material: Eiche dunkel, Eiche Rauchoptik oder Transparent-Lackierung

Maße: B 70 x H 193 x T 30 cm

Preis: auf Anfrage