Donnerstag, 28. März 2024
 
   
 


 

Jänner 20

 

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Desirée Treichl-Stürgkh, Herausgeberin

Foto: Wolfgang Zajc

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

 

 

Willkommen in der Bauhaus-H.O.M.E.!

 

Sie kennen sicherlich dieses Phänomen. Sie lesen etwas, das ihnen nicht geläufig ist, sie sehen etwas völlig Unbekanntes oder sie hören etwas ganz Neuartiges, und plötzlich taucht es überall in ihrem Leben auf. Ganz ungewollt stoßen sie immer wieder auf dieses Neue oder neu Entdeckte. Dinge, von denen sie vorher keine bis wenig Ahnung gehabt haben, bekommen eigenartigerweise eine enorme Präsenz. Mir ging es dieses Jahr mit dem Jubiläum des Bauhauses so. Wir alle kennen einige Objekte aus dieser Zeit sehr gut. Der Freischwinger, das Wittgenstein-Haus, die Einbauküche. Aber auch Namen wie Walter Gropius, Wilhelm Wagenfeld, Le Corbusier sind uns wohlvertraute Begriffe.
So ein Phänomen ist das Systemwohnen oder Konzeptwohnen. Ein Begriff, der in der Zeit des Bauhauses entstand und in unserer Zeit so angesagt ist wie kaum ein anderer Wohntrend. Möbel wurden damals wie heute wieder nicht mehr als Einzelstücke konzipiert, sondern als Module, die sich auf vielfältige Weise kombinieren und ergänzen lassen. Das Zuhause als riesengroßer Baukasten – inspiriert von der Idee der „Wohnmaschine“ des Bauhauses.
In dieser Ausgabe sind wir der Frage nachgegangen, wer die Erben des Bauhauses sind. Wer sind die Bauhaus-Designer von heute? Wer entwirft nach ähnlichen Prinzipien? Was sind die Bauhaus-Mutanten im Design? Der Freischwinger zum Beispiel ist ein Möbel, das noch immer viele Designer beschäftigt. Fazit: Bauhaus ist nicht tot, sondern hat sich längst einen Platz in unserem Alltag erobert.
Apropos Platz: Anni Albers, großartige Designerin des Bauhauses und Ehefrau von Josef Albers – er war berühmter Bauhaus-Maler und hat auch einige relevante Möbel entworfen –, hat mit ihren Bezugsstoffen schon vor 100 Jahren für Furore gesorgt. Ihre abstrakten Kompositionen werden immer wieder neu ausgepackt und sind 2019 zu Höhenflügen aufgebrochen. Eine Designerin, die, für meine Begriffe, ein wenig zu sehr im Schatten ihres Mannes stand, schon vor zig Jahren Muster entwarf und damit viele nachkommende Designer inspirierte. Mein absolutes Lieblingsteil von 2019: der Sessel „Low Pad“ von Jasper Morrison für Cappellini mit einem Anni-Albers-Stoff. Eine Liebeserklärung an einen Jubiläumsstuhl (er feiert heuer 20 Jahre), von einem Jubilar entworfen (Jasper Morrison ist heuer 60 geworden), mit einem Stoff von einer Jahrhundertdesignerin.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Ausklang dieses spannenden Designjahrs und einen guten Start in ein neues Jahrzehnt.



Die nächste H.O.M.E. erscheint am 06. Februar 2020