Donnerstag, 21. November 2024 |
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Eine 300 qm große Wohnung in Paris und 15 Kunstwerke, die reine Farbexplosionen sind. Eine Designerin soll ein charakterstarkes Interieur gestalten, das der Kunst den Vortritt lässt. Sie findet einen Trick
Text Chris Löwer Fotos Tobias Kreissl
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Schöner Auftrag. Richte meine Wohnung ausdrucksstark ein, achte aber darauf, dass die Möbel unter keinen Umständen meinen Kunstwerken die Schau stehlen. Der besessene und vermögende Kunstsammler stellte Interieur-Designerin Pascale Benhamou vor eine knifflige Aufgabe.
Die hätte sie mit kahlen weißen Wänden und Böden, einem Corbusier-Daybed sowie ein paar Eames-Stühlen lösen können. Aber wer wohnt schon gern in einer Kunsthalle? Denn hallenartig ist das Apartment im Pariser Westen mit seinen 300 Quadratmetern Wohnfläche, hohen Decken und tiefen Fenstern schon von sich aus. Immerhin: Keine schlechten Bedingungen für Benhamou. Daraus lässt sich was machen. Aber bitte nicht zu viel!
Benhamou war von Anfang an klar: Weite Flächen verlangen nach geraden Linien. Sie ist den Verlockungen des "Hier noch was und da noch was" nicht erlegen. Dem Apartment bleibt schon vom gestalterischen Ansatz her dekorativer Design-Overkill erspart. So entfalten nicht nur die Kunstwerke ihre größtmögliche Wirkung, sondern auch die Wohnung.
„Die Herausforderung bestand für mich darin, dass der Hintergrund für die Bilder nicht zu dominierend sein sollte. Dabei ist die Kunst von Loris Sonec bereits wie eine einzige Farbexplosion mit knalligem Gelb, Orange, Rot, Grün und Blau“, erzählt die Gestalterin.
Sie ist in solchen Sachen geübt. Pascale Benhamou startete 1986 ihre Karriere im Design-Studio XO, wo sie unter anderem an Entwürfen für Philippe Starck, Bob Wilson und Christophe Pillet arbeitete.
Vor neun Jahren gründete sie ihr eigenes Büro P.B.D. in Paris, mit dem sie sich auf das Interieur von Wohnungen, Häusern, Hotels und Restaurants spezialisiert hat. Beim Blick auf ihre bisherige Arbeit drängt sich der Gedanke auf: Die Frau hat einen klaren Kopf. Ist stringent. Kennt genau die Grenze zwischen minimalistisch und unterkühlt.
Das muss dem Kunstliebhaber, der nicht genannt werden möchte, bewusst gewesen sein. Ihr konnte er seine Wohnung anvertrauen. „Ich hatte weitgehend freie Hand“, sagt Pascale Benhamou. Das Spiel mit dem Minimalen und den Nuancen konnte beginnen.
Die Designerin hat sich bewusst gegen kahles Weiß an den Wänden entschieden, das wäre zu simpel gewesen, zu kalkig. Sie fand einen Trick, der sich nicht gerade aufdrängt. Statt schnöder Leinwandästhetik bilden den Hintergrund nun etliche Grau-Schattierungen.
Man staunt, wie lebhaft und wandelbar diese als extratrist gescholtene Nicht-Farbe sein kann. Grau lebt! Die Nuancen reichen von sanftem Beige über bläulich bis hin zu einem Hauch von Violett. Wände und Decken sind am hellsten geraten.
Die Böden aus Beton oder mittelgrauem italienischem Pietra-Serena-Sandstein sind kräftiger. Selbst die Möbel wurden durchweg in Grau gehalten. Eigentlich kann das nicht gut gehen. Eigentlich müsste so eine Wohnung depressiv machen.
Kurzum: Eigentlich sollte ein derartig monochromes Experiment in einem Grauen in Grau enden. Doch das ist nicht der Fall. Vielmehr scheint die Szenerie zu schweben, sie erinnert mitunter an eine Fahrt durch leichten Nebel, durch den schon sanft die Sonne schimmert.
Verstärkt wird diese Leichtigkeit des Gräulichen von raffiniert gesetztem direktem und indirektem Licht, das sehr überlegt durch das Apartment fließt, Farben, Materialien und natürlich die Kunstwerke betont.
Die Wahl der Leuchten, unter anderem von Fontana Arte, orientiert sich an der Grundlinie der Möblierung, die aktuelles italienisches Design pflegt. Das Setting verlangt geradezu danach - nach einem Sofa von Moroso, Stühlen von Kartell und Cappellini sowie der Formensprache von Patricia Urqiuola.
Die Küche ist zu so etwas wie der Essenz des Design-Konzeptes geworden: Ein Tresen, der nicht mehr als ein langes Winkelstück ist, trennt den Bereich vom Rest der Wohnung ab. Die Küchenmöbel sind allesamt Quader mit langen Fluchten aus gebürstetem Stahl.
Die Fronten sind in einem matten Anthrazit lackiert, was den nobel zurückgenommenen Eindruck verstärkt und einen feinen Kontrast zu dem Grau des Sandsteinbodens bildet. Hier wurde mit absolut minimaler Gestaltung gearbeitet und maximale Wirkung erzielt. Was allein fehlt, sind Kunstwerke, die selbst hier bestens aufgehoben wären. |
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