Mittwoch, 4. Dezember 2024
 
   
 

 

 

 

 

Der Choreograf Luca Tommassini versteht es nicht nur, Madonna & Co zu inszenieren, sondern auch sein Penthouse im Künstler Viertel von Rom.

 

Willkommen auf seiner privaten Kreativ-Bühne

 

 

Fotos Alberto Ferrero

 

Text Monica Zerboni 

 

 

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Bei der Raumaufteilung verzichteten die Storage-Architekten auf neue Wände, denn die Räume sollten so offen gestaltet werden, wie es die Baustruktur des alten Palazzo zulässt Die Stehleuchte „Giraffa“ ist ein Stück aus den 50er-Jahren. Die Stühle aus Wildleder und rostfreiem Stahl sind Einzelstücke und stammen aus den 60er-Jahren



Eine Betontreppe verbindet die beiden Etagen. Der theatralische Effekt des Murano Kristall Lusters wird durch die Spiegelpaneele seitlich der Treppe verdoppelt

Luca Tommassini ist ein Meister der Inszenierung. Der Choreograf hat unter anderem Madonna, Prince, Whitney Houston und Kylie Minogue zu glamourösen Auftritten verholfen. Dass er etwas von großer Bühne versteht, wird auch beim ersten Schritt in sein neues Domizil, mitten in Rom, klar.

 

Es liegt im Viertel Trastevere, einem der widersprüchlichsten Orte im Herzen Roms. Hier mischen sich Geschichte und Alltag im frohgemuten Kontrast der ockergelben Palazzi vergangener Zeiten mit den bunten Ständen der offenen Märkte. Die elegante Architektur des römischen Palazzo, in dem  Tommassini wohnt, zog den Hausherr sofort in den Bann.

 

Nur leider galt: außen hui, innen nun ja.  Umfassend renovieren ging vor dezent sanieren. Das bot ihm immerhin die Chance, seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Den Job erledigt haben die Mailänder Architekten des Storage Studio.

 

Sie standen vor der schwierigen Aufgabe, den Geist des Hauses zu erhalten und ihn mit dem Charakter des neuen Bewohners in Einklang zu bringen. Mit dem Projekt haben die Planer eine Hommage an die Stille inmitten einer pulsierenden Stadt geschaffen. Sie haben ein sehr modernes Zuhause entworfen, das seine historischen Wurzeln nicht verneint.

 

Der Spagat ist gelungen. Die Architekten bezeichnen den Umbau passenderweise als choreografischen Prozess. „Der zur Verfügung stehende weite Raum, insgesamt 200 Quadratmeter auf zwei Ebenen, war ungeordnet und ohne stilistische Charakteristiken.

 

Er zeigte aber schon seine tiefe Wandlungsfähigkeit“, erzählt Michele Pasini von Storage. „Darüber hinaus bestand der Wunsch des Besitzers, der sich total mit seinem Haus identifizieren wollte, eine sehr theatralische Atmosphäre zu schaffen.“

 

Wer sich für die Ästhetik zweckmäßiger Formen und die Sinnlichkeit hochwertigen Materials begeistert, der braucht gleichgesinnte Partner. Als Luca Tommassini die Architekten des Storage Studio in Mailand traf, war die Übereinstimmung total. Er nickte die Vorschläge der Architekten praktisch nur ab. Seit 2001 in Mailand tätig, hat sich das Team von Storage, zu dem Barbara Ghidoni, Marco Donati und Michele Pasini gehören, einen Namen durch eine Projektsprache gemacht, die zwischen Fantasie und Strenge liegt.

 

In dem römischen Penthouse haben die Planer beschlossen, das suggestive Idiom der Theaterwelt zu verwenden.



Die umliegende Terrasse wirkt als nahtlose Fortsetzung der Wohnung. Sie ist mit einem „Bubble Chair“ von Eero Aarnio für Adelta ausgestattet. Die Hängeleuchte stammt aus den 30er-Jahren und ist von einer Box aus dunklem, reflektierendem Glas umgeben



Schwarz-weiß. Die Architekten haben das Hauptbadezimmer als kompakte Nasszelle konzipiert. Beim Boden-, Decken- und Wandbelag entschieden sie sich für schwarze und weiße Bisazza-­Fliesen. Zwei weite Glasfronten lassen den Blick auf die Terrasse schweifen


Obwohl tragende Wände der Wohnung beibehalten wurden, sind die Räume bei ihrer Neugestaltung deutlich flexibler und offener gestaltet worden. Fließende Übergänge, bewegliche Wände und verschachtelte Winkel vermitteln der Wohnung eine ungemein verspielte Leichtigkeit.

 

Schon auf den ersten Blick beeindruckt das Spiel von Volumen und durchdachten Details. Durch Ausgewogenheit, Reduzierung und eine funktionale Anordnung verbindet sich ein elegantes Ensemble von geometrischen Figuren, Materialien und Farben zu einer Gesamtheit.

 

Im Prozess von Reduktion und Synthese kommen die Räume ohne Abtrennung aus und öffnen sich durch raumhohe Fenster zum Tageslicht. Die weiten Glasfronten, die ohne sichtbaren Abschluss bis zum Boden reichen, stellen eine Kontinuität zwischen innen und außen her. Der fließende Übergang zu den umliegenden Terrassen führt zu einem Dachgarten, der dicht mit Oleandern, Jasminen und Kakteen bepflanzt ist.

 

In der Wohnung kontrastiert die theatralische Inszenierung mit der Kälte von Materialien wie Glas, Stahl und Beton. Die Innenarchitektur wirkt streng und minimal, das Ensemble jedoch großzügig und luxuriös. Bei der Raumaufteilung verzichteten die ­Architekten darauf, neue Wände einzuziehen, und behalfen sich stattdessen mit einfachen und flexiblen Trennelementen, wie Schiebetüren, Glaswänden und mit Stoff bezogenen Paneelen. Dadurch vermittelt die Wohnung ein Gefühl der Durchlässigkeit.

 

Um den choreografischen Effekt zu verstärken, wurde in der Mitte des Apartments eine Beton-Treppe eingebaut. Sie verbindet die zwei Ebenen miteinander und sorgt für optimale Aufteilung der Räume.

 

Die Treppe ist ein beeindruckendes, rein plastisches Element, das eine Hauptrolle im Wohnbereich spielt. Um sie herum gruppieren sich die verschiedenen Räume: Wohn- und Esszimmer werden durch eine offene Küche getrennt. Die Kochstelle ist schlicht und zweckmäßig ausgestattet. Die Einbaumöbel haben glänzende Metallfronten, die den Raum spiegeln und ihm so Tiefe verleihen.

 

 

 

Komplette Story: H.O.M.E. Deutschland, September 2008