Mittwoch, 4. Dezember 2024 |
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Die Nichtfarbe neu entdeckt: Was schon lange trendy ist, hat der PR-Experte Jeremy Schinazi in einem Wolkenkratzer von Chad Oppenheim in Perfektion kreiert. Das Ergebnis: Hochglanzweiß als ultimativer Freiraum.
Text Andreas Tölke Fotos Jack Coble
Komplette Story H.O.M.E. November 09
Er ist, das kann man unumwunden zugeben, einer unserer Lieblingsarchitekten. Chad Oppenheim, visionärer Amerikaner, hat vor zwei Jahren sein eigenes Domizil exklusiv in H.O.M.E. gezeigt – jetzt ist eine Wohnung in einem seiner Wolkenkratzer das Objekt der Begierde.
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Der Hausherr, Jeremy Schinazi, steht freundlich lächelnd um Türrahmen. „Chad hat hier den perfekten Rahmen für mich geschaffen“, erklärt er und führt in sein Loft. Das erste, was einem auffällt, ist der unglaublich glänzende Boden. „Meine Inspiration war eine weiße Leinwand“, so Jeremy Schinazi. „Ich langweile mich schnell, und Weiß ist perfekt, um immer wieder mit wenig Aufwand eine völlig neue Atmosphäre zu schaffen.“
Der gespritzte Acryllack hat allerdings mitnichten den Charakter eines dezenten Hintergrunds, er ist ein dominantes Stilmittel. Chad Oppenheim, der das Gebäude 2008 fertig gestellt hat, meint dazu: „Eine ausgesprochen radikale Variante, die Jeremy da ausgewählt hat.“ Aber, so der Mann, der in den nächsten zehn Jahren durch fünf neue Hochhäuser die Skyline der Metropole neu definieren wird: „Es ist als Stilmittel, ein beinah ironischer Kommentar zu dem Image des glatten, polierten Miami.“
Der Architekt lässt mit den bodentiefen Fenstern, die sich im hinteren Bereich nicht nur über Eck, sondern auch über die beiden Stockwerke der Maisonette ziehen, innen und außen verschmelzen. Das, was sich vor dem Fenster abspielt, ist gar nicht so glatt poliert, wie Chad Oppenheim uns weis machen will. Es ist eine absurde Ansammlung von Industriebauten und Bürogebäuden aus den 80ern bis heute.
Wenn nicht das Meer zum greifen nahe wäre, man könnte sich auch in einem Vorort von Detroit wähnen. Aber es ist nicht nur das Meer, es ist auch das Licht in diesem Breitengrad nahe des Äquators, das einen die Bausünden vergessen lässt.
Das Weiß des Bodens, der Wände und der Vorhänge reflektiert die intensiven Sonnenstrahlen. „Vielleicht gefällt es mir auch deshalb so gut,“ meint Jeremy Schinazi, „weil ich eigentlich aus Paris stamme und das europäische Schmuddelwetter sicherlich ein Grund war, nach Miami zu flüchten,“
Ein Grund. Der Kosmopolit, den wir gerade noch vor dem Abflug zu einer Konferenz in New York erwischen, ist einer der gefragtesten PR Experten der USA und betreut unter anderem LVHM. Hinter dem Kürzel verbergen sich über 50 Luxus Brands, unter anderem Moet & Chandon, Louis Vuitton, Fendi, Christian Dior Perfumes.
Jeremy Schinazi will nicht simple die Sachen an den Mann bringen, er hat eine klare Haltung zu seiner Profession: „Erfolgreich wird man nicht, wenn man sich anpasst, erfolgreich wird man, wenn man sich nicht anpasst. Ich war nie ein Konformist und jetzt helfe ich Firmen, damit sie wahrgenommen werden, weil sie außergewöhnlich sind.“
Während er das sagt, lehnt er am Fenster und schaut vom 27ten Stock auf die Stadt, die für die meisten von uns ein Ferienparadies ist. „Miami hat für mich die höchste Lebensqualität weltweit. Als ich vor vier Jahren hier her gezogen bin, wollte ich ganz bewusst ein bisschen runter schalten. Hier ist der Ort, an dem man arbeitet und sich trotzdem wie im Urlaub fühlt.“
Erst 2005 ist er in die Staaten gekommen und nach einem kurzen Stopp in New York war ihm klar, der Big Apple ist nicht das Ziel seiner Träume. Der Lifestyle in Florida, wo „keiner morgens vor elf Uhr ans Telefon geht“, wie er sagt, entspricht ihm deutlich mehr. „Dafür arbeitet man auch mal die Nächte durch.“
Langsam dämmert es, und das 195qm Loft verschwimmt im Abendlicht. Weiß hat die Angewohnheit, Kanten und Ecken bei ultra greller Beleuchtung oder im schummerigen Licht verschwinden zu lassen. Das Erdgeschoss seiner Maisonette wird zu einem Kokon während die ersten Lichter in der Metropole flackern.
„Hier fühlt sich jeder wohl“, sagt Jeremy Schinatzi und meint ausnahmsweise nicht die Stadt, sondern seinen eigenen Weißraum. „Es ist ein Ort der Kontemplation, der optischen Ruhe.“ Dann lacht er und fährt fort: „Und meistens haben meine Gäste sofort Ideen, was sie hier gerne sehen würden.“
Die Abwesenheit von Farbe verführt dazu, sich den einen oder anderen Tupfer vorzustellen. Dabei sind die Räume mitnichten farblos. In dem Umfeld wirkt ein volles Regal mit seinen farbigen Buchrücken wie ein abstraktes Kunstwerk, der schwarze Ikea-Couchtisch wie ein Loch im Boden, selbst eine Plaid in grau-beige ist Blickfang.
Komplette Story: H.O.M.E.-Deutschland November 2009 |
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