Mittwoch, 27. November 2024
 
   
 



DIE SCHOTTEN DICHT
macht die Zwillingshütte auf der Witterungsseite. Das Holzdach legt sich hier wie ein schützendes Schild über die Bruchsteinmauern, nur wenige gezielt gesetzte Durchbrüche gewähren Ausblicke auf die Schneelandschaft


Wind- und Wetterfest:
Die Zwillingshütte

Architekt: Jarmund/Vigsnæs Architekten, www.jva.no Ort: Ringebu, Norwegen Gebirge: StorfjelletErbaut: 2006


Auf einer Felsbank inmitten unberührter Natur liegt diese idyllische „Zwillingsberghütte“ der norwegischen Architekten Jarmund/Vigsnæs. Hier kann man fern vom Alltagstrubel die Seele baumeln lassen und den fantastischen Ausblick auf das Gudbrandstal und weiter über das ganze Fylke Oppland, das wohl bekannteste norwegische Skigebiet nahe Lillehammer, schweifen lassen. Die zwei Häuser schmiegen sich an einen Bergrücken, als würden sie Zuflucht vor den starken Winden und Schneeverwehungen suchen. Fast wehrhaft zeigt sich das Gebäudeensemble zur exponierten Wetterseite hin. Hier lehnt sich ein riesiges Holzdach wie ein schützendes Schild weit über die massiven Steinmauern, die nur an wenigen Stellen durchbrochen sind, um fokussiert Ein- und Ausblicke zu gewähren. Leicht und transparent wirkt es dagegen im windgeschützten, zentralen Innenhof – dem sogenannten Schneegarten, um den sich alle Zimmer entlang eines verglasten Erschließungsweges anordnen. Die Räume folgen der abfallenden Kontur des Geländes, während das Dach seine Position beibehält. Dadurch ergibt sich eine spannende Abfolge an hierarchisch organisierten höheren und niedrigeren Bereichen. Trotz des massiven Erscheinungsbildes der beiden Gebäude besteht ihre Grundstruktur doch aus einem zarten Holzskelett, das beidseitig mit Bruchstein und naturbelassenen Holzpaneelen beplankt wurde. Die kantigen, schroffen Formen der „Zwillingshütte“ spiegeln perfekt den Charakter ihres natürlichen Um­feldes wider. Ein stimmungsvoller Ort, der Beschaulichkeit verspricht.

 

 

 

DER BERG RUFT!

 

Steile Hänge, malerische Dörfer, klirrende Winter und warme Stuben, die schon von außen ein heißes Thema sind. Denn alpines Bauen steht mehr denn je im Spannungsfeld zwischen ländlicher Tradition und Fortschritt. Schon der österreichische Stararchitekt Adolf Loos versuchte mit seinem Diktum „Baue nicht malerisch, überlasse diese Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne!  “ einen Verbindungsweg zu finden. Allgemeingültige Regeln gibt es aber bis heute nicht. Dafür immer mehr schöne Häuser, die extremen Höhen- und Wetterlagen trotzen

 

 

Text

Astrid Höretzeder

 

Fotos

NILS PETTER DALE, Sigurgeir Sigurjónsson, CHRISTOPH ASCHER, CRISTOBAL PALMA, PHILIP LUTZ, ANDREAS FUHRIMANN, GABRIELLE HÄCHLER, ALBRECHT SCHNABEL, BEAT BÜHLER, THOMAS JANTSCHER




Komplette Story: H.O.M.E. Dezember 2010